Doppelinterview mit Sandra Niedergesäß und Maren Kern
Aktuelle Projekte, Perspektiven und Pläne der BBA
Frau Niedergesäß, Frau Kern, ein bewegtes Jahr mit vielen Herausforderungen und neuen digitalen Formaten liegt hinter der BBA. Und seit gut anderthalb Jahren arbeiten Sie nun auch am neuen BBA-Sitz im Roxy-Palast. Wie haben Sie und Ihr Team, wie haben Ihre Studierenden und Ihre Unternehmenskunden diese Zeit bewältigt – und wo sehen Sie sich heute?
Sandra Niedergesäß: Die letzten anderthalb Jahre waren allerdings sehr aufregend. Mitten im Lockdown der lang geplante Umzug in unseren neuen Sitz, gleichzeitig mussten wir ad hoc unsere komplette Lehre auf online umstellen. Das umfasst die Berufsschule und alle Bereiche der Weiterbildung: Lehrgänge, Seminare, Tagungen und Inhouse-Schulungen. Mit der technischen Umsetzung war es noch längst nicht getan: Mitarbeiter*innen, Dozent*innen und die Teilnehmer*innen mussten ja auch abgeholt und eingearbeitet werden. Und das alles online, also auf Distanz. In der Berufsschule kamen dann noch die Ausbildungsunternehmen dazu, mit denen wir in ganz engem Austausch standen. Was wir während dieser Zeit erlebt haben, ist eine große Portion Solidarität und Zusammenhalt seitens aller Beteiligten und ich glaube, dass dies ausschlaggebend dafür war, dass wir heute dort stehen, wo wir sind: Wir sind gewachsen, haben uns weiterentwickelt, haben neue Formate kreiert und auch unsere Art des Arbeitens hat sich verändert. Wir sind modern, flexibel, kreativ, wandlungsfähig und haben unseren Wert als Netzwerkpartnerin und Lernbegleiterin gefestigt.
Maren Kern: Der Umzug in den Roxy-Palast ist sehr gründlich geplant worden. Als dann kurz vor dem Umzugstag der Lockdown kam, hat uns das von heute auf morgen vor eine ganz neue Situation gestellt. Umso schöner ist es deshalb, dass alles so gut geklappt hat. Mit dem Roxy wurde ein Bildungsort gefunden, mit dem sich die BBA identifiziert – weil er ein Ort mit viel Charakter ist, der sich in seiner Geschichte selbst als wandlungsfähig und vielseitig einsetzbar gezeigt hat. Der Umzug zum neuen Standort während des Corona-Lockdowns war ein riesiger Kraftakt, der nur zusammen zu bewältigen war. Das hat alle zusammengeschweißt: Nicht nur die BBAler*innen untereinander, sondern auch die Zusammenarbeit mit den Partnern, Mitgliedern und Dozent*innen. Es ist einfach toll, zu erfahren, dass man sich aufeinander verlassen und gemeinsam unbekannte Territorien erobern kann.
Wie hat die BBA-Berufsschule, die Lehre und der Kontakt zu den Schüler*innen während der Corona-Maßnahmen funktioniert?
Sandra Niedergesäß: Die Pandemie hat auch in den Schulen bereits bekannte Probleme verschärft: Wir wissen nicht seit gestern, dass die Schulen, vor allem die Öffentlichen, bei der digitalen Infrastruktur große Lücken aufweisen. Daher bin ich wahnsinnig froh darüber, dass die BBA bereits vor der Pandemie über eine sehr gute digitale Infrastruktur verfügte. Durch Anwendungen und das Wirken im digitalen Raum konnten unsere Azubis während der Pandemie berufsnotwendige Fertigkeiten ausbauen und sich vor allem in den Bereichen digitale Kommunikation und Arbeit immens entwickeln.
Maren Kern: Da hat sich einmal mehr bewahrheitet, was die BBA seit jeher lebt: Weitsicht lohnt sich! Ihre Lehrer*innen beschäftigen sich schon seit längerer Zeit mit digitaler Didaktik und setzen digitale Unterrichtstools ein. Dazu kommen kompetente Kolleg*innen aus dem Weiterbildungsbereich. Das hat enormen Druck aus der ganzen Angelegenheit genommen. So konnte die BBA ab der ersten Stunde die Fortführung des Unterrichts gewährleisten, einschließlich der Klausuren. Das war sehr wichtig, um gerade die Azubis nicht mitten auf der Zielgeraden durch Unterrichtsausfall zu bremsen. Ich freue mich, dass das gelungen ist – das spiegeln die zahlreichen positiven Rückmeldungen der Ausbildungsunternehmen und der Azubis selbst wider. Im Ringen um die besten Köpfe, auf die es angesichts des akuten Fachkräftemangels mehr denn je ankommt, ist es ein ganz wichtiger Beitrag, ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln: „Egal, was kommt, es geht weiter.“
Sie haben in den letzten Monaten Ihr Angebot ausgebaut: bei der BBA gibt es den neuen Lehrgang für den „Kaufmännischen Objektmanager“. Für welche Zielgruppe eignet er sich besonders – und welche Vorteile haben Wohnungsunternehmen, die die Absolvent*innen beschäftigen?
Maren Kern: Die Wohnungswirtschaft war immer schon offen für Quereinsteiger, umso mehr angesichts des bereits erwähnten Fachkräftemangels. Außerdem bietet die Branche durch ihre Stabilität und Vielseitigkeit sehr gute berufliche Perspektiven. Es wird in Zukunft immer stärker darum gehen, interdisziplinär denken und arbeiten zu können, sich zu vernetzen und Beziehungen aufzubauen. Neben Sozialkompetenzen wird für all dies natürlich auch branchenspezifisches Wissen benötigt, um handlungsfähig bleiben zu können.
Sandra Niedergesäß: Der Kaufmännische Objektmanager – oder kurz „KOM“ – setzt genau hier an. Im KOM eignen sich die Teilnehmer*innen in ca. einem Jahr die praxisrelevanten Inhalte der immobilienwirtschaftlichen IHK-Ausbildung an. Komprimiert im Rahmen der berufsbegleitenden Erwachsenenbildung weisen die Absolvent*innen des KOMs Kompetenzen für die Aufgabenbewältigung in den Bereichen der Mieterbetreuung, der Wohnraum-, WEG- und Gewerbeimmobilienverwaltung sowie dem Gebäudemanagement, Rechnungswesen und Baumanagement auf. Denkbar ist auch, dass der Lehrgang als Teil eines Onboarding-Prozesses gebucht wird. Ein weiterer Vorteil kann daraus entstehen, dass die Teilnehmer*innen des KOMs unter anderem Wissensträger anderer Branchen sind.
Für das Duale Studium hat die BBA einen Kooperationsvertrag mit einer Hochschule abschließen können. Wie gestaltet sich diese Kooperation und was versprechen Sie sich davon für die Studierenden?
Sandra Niedergesäß: Bildung bei der BBA zeichnet sich seit jeher durch die starke Praxisorientierung aus. Da ist es nur konsequent, dass wir diesen Weg auch gehen, wenn es um eine akademische Ausbildung geht. Mit dem Abschluss „Dualer Bachelor“ sind die Absolvent*innen perfekt auf ihre künftigen Tätigkeiten vorbereitet: Sie verfügen einerseits über eine Ausbildung, die das Fundament für eine Laufbahn in der Immobilienwirtschaft bildet. Gleichzeitig vermittelt ihnen das Studium komplexeres Wissen und die nötige Methodenkompetenz, die sie brauchen, um Entscheidungen auf höherer hierarchischer Ebene zu fällen. Damit haben sie herkömmlichen Bachelorabsolvent*innen einiges voraus – haben dafür aber natürlich auch ein höchst anspruchsvolles Pensum zu absolvieren. Hier durchzuhalten und seine Ausbildung und auch das Studium erfolgreich zu beenden, erfordert Kraft, Motivation und echten Willen. Natürlich steht die BBA beratend vor, während und nach dem Studium bzw. der Ausbildung zur Seite.
Maren Kern: Wir wollen unseren Studierenden natürlich höchste Qualität anbieten. Deshalb arbeiten wir mit der bbw Hochschule zusammen, die mit dem wirtschaftswissenschaftlichen Studium den akademischen Bereich der Ausbildung abdeckt. Hier werden sowohl betriebswirtschaftliche Kenntnisse als auch fachspezifisches Wissen über Managementtätigkeiten der Immobilienbranche vermittelt. Die Azubis, die kommendes Jahr nach den Sommerferien ihre Ausbildung starten, besuchen bereits ab Januar 2023 ihre ersten Brückenkurse im Rahmen des Studiums. Die Ausbildung selbst findet dann, wie es auch bei der klassischen Ausbildung der Fall ist, in den Ausbildungsbetrieben und in der BBA Berufsschule statt.
Was denken Sie beide nach den Erfahrungen der letzten anderthalb Jahre: Was sind aktuell die Bedürfnisse der BBA-Kunden und wie stellen Sie sich darauf ein? Was planen Sie für die Akademie „nach Corona“?
Maren Kern: Corona hat vieles verändert – auch über die Pandemie hinaus. So stark die Umbrüche und Einschnitte durch die Pandemie auch waren, mit Blick auf die Digitalisierung war sie ein Innovationsmotor. Die Konstante für die BBA dabei: sie ist Netzwerkpartnerin und Brückenbauerin. Und dabei geht es nicht nur um branchenübergreifende Kooperationen. Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, wenn wir nicht nur ökonomisch nachhaltige, sondern auch sozialökologische Viertel schaffen wollen, in denen die Bewohner*innen gerne leben und in denen sich Arbeit und Privatleben verbinden lassen, dann müssen wir branchenintern und branchenübergreifend zusammenarbeiten. Hier sieht die BBA auch eine ihrer großen Aufgaben: in der Begleitung der Unternehmen bei ihrem dazu notwendigen digitalen Transformationsprozess. Das darf man nicht rein technisch sehen. So ein Transformationsprozess verändert ganze Unternehmenskulturen und wirkt sich auf die Organisation und die Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens aus, aber auch auf die Zusammenarbeit mit externen Partnern. Das gilt es auch in den Bildungsangeboten abzubilden.
Sandra Niedergesäß: Es wird eine Herausforderung sein, ein gutes Verhältnis zwischen analogen und digitalen Formaten zu finden. Denn beide haben ihre Stärken, insbesondere mit Blick auf den von Frau Kern angesprochenen Transformationsprozess und die brancheninterne und branchenübergreifende Zusammenarbeit. Auf unseren analogen Veranstaltungen kommen Akteure der Immobilien- und Wohnungswirtschaft mit branchennahen Unternehmen zusammen, tauschen sich aus, lernen sich kennen und profitieren gegenseitig von ihrem Know-how. Das geht in dieser Form nur in Präsenz. Mit der Onlinelehre sparen sie hingegen Zeit und können auch größere Zielgruppen ansprechen. Hier liegt die Schwierigkeit bei den hybriden Bildungsformaten: Sie sind personell aufwändiger, kostenintensiver – und am Ende können weder die Vorteile der Online- noch die der Präsenzformate voll ausgeschöpft werden. Gleichzeitig lassen hybride Formate mehr individuelle Entscheidungen im Lernprozess zu: Während die einen effektiver durch Zuhören lernen, benötigen andere dafür eher den persönlichen Austausch. Auch das didaktische Konzept muss in hybriden Formaten für alle Teilnehmer*innen ausgelegt sein – eine Zeichnung auf einem Flipchartpapier im Schulungsraum ist für alle digital zugeschalteten Teilnehmer*innen eher unpraktisch. Letztendlich geht es vor allem darum, dass die angestrebten Lernziele auch erreicht werden können. Hier gilt es individuell herauszufinden, mit welchen Lernfähigkeiten, Inhalten, Methoden und Formaten dies erreicht werden kann. Was sich in jedem Fall fortsetzen wird, ist der Trend zu unternehmensinternen Schulungen. Die Digitalisierung ist nun endgültig in der Wohnungswirtschaft angekommen. Wir freuen uns, mit den Unternehmen gemeinsam den weiteren Weg beschreiten zu dürfen. Dafür bilden wir uns in der BBA fortlaufend weiter. Lebenslanges Lernen ist nicht mehr von Arbeit zu trennen. Es ist Bestandteil der Arbeit geworden. Um beides miteinander zu vereinbaren, werden im didaktischen Bereich Bildungsangebote in Form von Lernnuggets oder auch das „Lernen on Demand“ mittels Plattformen wichtiger.
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